Eine Reihe von performativen Vorträgen, koordiniert von Sabine Folie.
Sprechen als Kommunikationsform meint nicht nur Sprache, sondern Körper, Gesten, Bewegung, Text, Bild, Haptik und Laute.
Wie können wir in einer Zeit, in der wir mit Information und technologischen Entwicklungen in Bezug auf Kommunikationsmethoden und -formate bombardiert werden, ein zuverlässiges Gespür für gegenseitiges Verstehen entwickeln? Wie vereinigen wir im Zeitalter der Diversifizierung unser zerstreutes und nomadisches (migratorisches) Gefühl von Identität? Die Anforderung, Bedeutung weiterzugeben und zu teilen, ist immer noch die Basis jeglicher Verständigung. Die Performance ‘Unfolding Tongues’ zielt darauf ab, vielfältige Formen der Kommunikation und deren Verbindung mit der Anerkennung von Zugehörigkeit aufzuspüren und zu hinterfragen. Die Performance bedient sich symbolisch zweier Formate der Anwendung von Sprache, einer mündlichen und einer visuellen. Von fünf Teilnehmerinnen wird jeweils eine einen persönlich ausgewählten Text in ihrer Muttersprache vortragen, während die anderen vier gleichzeitig das Medium Papier verwenden, um die Erzählung subversiv in ein visuelles Objekt zu übersetzen. Die Darstellerinnen vollführen einfache Bewegungen im Zusammenhang mit der Kunst des Faltens von Papier, um diese lebensgroßen Strukturen aufzubauen, die sich auf Erinnerung und Erfahrung beziehen und leicht erkennbar sind. Die Objekte stellen nicht nur eine greifbare Form der Wahrnehmung von Kommunikation dar, sondern dienen auch als Metapher für die Sprache und die Spuren, die sie hinterlässt. Dieses Arrangement wird sich abwechselnd fortsetzen, bis fünf Texte und vier Sprachen gehört wurden und fünf Skulpturen zu sehen sind.
Das Stück bringt unsere gesellschaftliche Tendenz zum Ausdruck, Parallelen zwischen der gesprochenen Sprache (Muttersprache) und der Identität des/der Sprechers/in zu ziehen. Gleichzeitig markiert es mehrere Brückenschläge zwischen Visuellem und Textuellem, Sprecher/in und Hörer/in, Übersetzung und Bedeutung, Original und Verzerrtem. Die Performance verweist auch auf die Aussage von Yvonne Rainer, dass ein Raum mit kleinen Aktionen in Bewegung gehalten werden muss, die allein nichts bedeuten können, aber zusammen ein vollständiges Ambiente ergeben.